Madame du Barry

Kaltnadelradierung auf Zink, 10 × 7,5 cm, Detail/Bearbeitung: É. Vigée Le Brun: Madame du Barry, 1781 —

Als Vigée Le Brun sie malte, lag du Barrys große Zeit bereits hinter ihr. Marie-Jeanne, Comtesse du Barry, war die letzte Mätresse Ludwigs XV. Aus ärmlichen Verhältnissen stammend und von Graf du Barry mit einer gefälschten Geburtsurkunde hoftauglich gemacht, wurde sie 1769 als Adlige in Versailles eingeführt. Sie entwickelte eine enge Beziehung zum König; Zeitgenossen beschrieben sie als warmherzig und großzügig, doch am Hof hatte sie viele Gegner. Die Dauphine Marie Antoinette mied sie lange, bis Ludwig XV. eingriff. Schließlich sprach die Dauphine sie mit den Worten an: „Heute gibt es viele Leute in Versailles“, und du Barrys Stellung wurde – vorerst – akzeptiert.
Auf dem Sterbebett beugte sich Ludwig XV. aus Angst vor der Hölle dem Druck seiner Beichtväter und ließ Du Barry in ein Kloster verbannen. Nach einem Jahr konnte sie in ihr Haus in Saint-Vrain und wenig später in ihr Schloss in Louveciennes zurückkehren.
Kurz nach Ausbruch der Revolution befand sie sich auf einer Reise nach England und erfuhr dort von der Hinrichtung Ludwigs XVI. Sie schätzte die Lage völlig falsch ein und kehrte nach Frankreich zurück. Das Revolutionstribunal verurteilte sie zum Tode; 1793 starb sie mit fünfzig Jahren auf der Place de la Révolution. Vigée Le Brun schrieb in ihren Memoiren:
„Sie war die einzige Frau unter all denen, die in jenen schrecklichen Tagen umkamen, die nicht standhaft dem Schafott entgegentreten konnte; sie schrie, sie flehte schwitzend um Vergebung vor dem abscheulichen Mob um sie herum, und dieser Mob geriet in solche Erregung, dass der Henker seine Tat beeilte. Dies hat mich stets in meiner Überzeugung bestärkt, dass der Terror schon lange vor seinem Ende geendet hätte, wenn die Opfer jener Zeit des Grauens nicht den edlen Stolz besessen hätten, mit Tapferkeit zu sterben.“
(https://digital.library.upenn.edu/women/lebrun/memoirs/memoirs.html)